Aus den Modulen:

NS-Gedenkstätten 

Das Oberstufen Modul NS-Gedenkstätten wurde dieses Semester an drei Terminen abgehalten. Da das Modul ein sogenanntes Blockmodul ist und somit außerhalb der geregelten Unterrichtszeit stattfindet, fielen diese Termine jeweils auf das Wochenende. Das machte uns Schülerinnen und Schülern jedoch nichts aus. Schließlich haben wir uns bewusst für dieses Modul entschieden, um mehr über die Geschichte der NS-Zeit und des Holocausts in Österreich zu lernen. 

Bei dem ersten Termin handelte es sich um einen Vorbereitungstag, der in der Schule abgehalten wurde. Dabei setzten wir uns mit der damals zunehmenden Normalisierung und Verbreitung des Hasses gegen Juden und Menschen, die nicht in das Idealbild des NS-Regimes passten, in der Gesellschaft auseinander. Wir untersuchten, wie dieser Hass durch Propaganda Plakate und Judenfeindliche Zeitungsinserate immer mehr gefördert wurde. Dabei wurde uns bewusst, wie diese Mittel gezielt eingesetzt wurden, um die Vorurteile und Feindseligkeiten gegenüber bestimmten Gruppen zu verstärken. Besonders setzten wir uns mit der bewussten Ausgrenzung und Entmenschlichung von kranken und beeinträchtigten Menschen auseinander. In diesem Zuge erfuhren wir auch, wie durch die Aktion T4 der systematische Massenmord an mehr als 70.000 Menschen mit körperlichen, geistigen und seelischen Behinderungen verübt wurde. 

Zwei Wochen später verbrachten wir wieder unseren Samstag miteinander, aber diesmal in Wien statt in einem Klassenzimmer. Zu Beginn erhielten wir die Gelegenheit bei einem geführten Rundgang durch die Studiensammlung im „Narrenturm“ sowie einen Einblick in die früheren medizinischen Behandlungsmethoden von psychisch und physisch kranken Personen zu erlangen. Dabei wurde uns bewusst, welch bedeutenden Beitrag die medizinische Forschung zur heutigen Herangehensweise im Umgang mit Krankheiten geleistet hat. 

Nach einer kleinen Mittagspause ging es weiter in den 2. Bezirk von Wien, genannt Leopoldstadt. Dort nahmen wir an dem Rundgang „Leben und Vertreibung der jüdischen Bevölkerungen in Wien“ teil. Dabei wurden wir von VermittlerInnen von der Organisation ERINNERN:AT durch eine Spurensuche ausgewählter Orte geführt, welche uns an das jüdische Leben in Wien vor 1938, die gesellschaftliche Ausgrenzung sowie die Vertreibung und Deportation der jüdischen Bevölkerung im Nationalsozialismus erinnerte. Besonders eindrücklich und belastend war dabei, direkt vor den Gebäuden und Straßen zu stehen, in denen so viele schreckliche und menschenunwürdige Taten begangen wurden und zu erfahren, wie leicht Menschen sich durch Propaganda beeinflussen lassen, bei solchen schrecklichen Taten zuzusehen oder sogar mitzumachen. 

Unser zweites und somit auch letztes Ziel war das Schloss Hartheim in Alkoven, welches von 1940-1944 eine von sechs Euthanasieanstalten des NS-Regimes war und heute als Lern- und Gedenkstätte dient. Es erinnert an die nahezu 30.000 Menschen, die dort aufgrund von körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen oder Arbeitsunfähigkeit ermordet wurden. Wir nahmen dort an dem Workshop „Gedenken – Mitdenken“ teil und wurden danach durch die Ausstellung „Wert des Lebens“ geführt. Besonders schockierend war für uns die Tatsache, dass sich das Schloss mitten in einem belebten Ort befand und dass die schrecklichen Taten, die dort geschahen, auch unter den Einwohnern bekannt waren. Es ist beunruhigend, dass so etwas Unvorstellbares in unserer unmittelbaren Nachbarschaft stattgefunden hatte.  

Für uns Schülerinnen und Schüler war das Oberstufen Modul NS-Gedenkstätten eine spannende und bewegende Erfahrung. Der Besuch bei den Gedenkstätten hat uns nicht nur einen neuen Blickwinkel auf die Geschichte der NS-Zeit gegeben, sondern uns auch erinnert, warum es so wichtig ist diese Geschehnisse niemals in Vergessenheit geraten zu lassen. 

Anja Hofmann, 7b