Der kulturtechnische Begriff für das, was die Schülerinnen und Schüler der 6c des BRG Traun in mehreren vorbereitenden Monaten und einer Intensivwoche geschaffen (und geschafft) haben, wäre wohl: postdramatisches Erzähltheater.
Was man ihnen immer wieder ansah dabei, am Anfang weniger, am Ende sehr viel mehr, war: Spaß. Was die BegleiterInnen dieser Arbeit, LehrerInnen, AutorInnen, die Theaterpädagogin und am Ende das Publikum sahen, war etwas Tolles: Magie. Es geschah jener magische Moment, der sich einstellt, wenn eine spröde, trockene ,kopflastige Idee sich plötzlich verwandelt in ein zauberhaftes Gemisch von Bildern, Tönen, Worten und Klängen.
„Medea reloaded“ ist der Titel dieses Projekts, das Gesang, Tanz, Theater, Foto- und Videokunst zusammenführt. Die Idee war einfach: Die SchülerInnen sollten heutige Bezüge zu dieser uralten Geschichte vom Fremdsein in einem unfreundlichen Gastland finden. Schon in den ersten Schreibwerkstätten geschah viel mehr. Die jungen Menschen begannen, ihre eigenen Gedanken, Gefühle, Geschichten zu erzählen. Dazu kamen rasch Lieder, Popsongs, ausgesucht und interpretiert von den SchülerInnen, und Tanzeinlagen voller Dynamik und quirliger Lebendigkeit, bald schon geriet alles zum potentiellen Stoff: Eindrücke einer London-Reise, witziges Spielen mit Reimformen, Fragmente von Improvisationen aus einem Theater-Workshop. Der Medea-Stoff erweiterte sich dabei zu einer Folie, einem Raster, der die Fülle von bunten, vielfältigen heutigen Erzählungen zusammenhielt. Das alles fügte sich in der Woche vom 21. bis 24. Mai ineinander zu einem stimmigen Ganzen.
Von den Menschen, die das ermöglicht haben, sind an erster Stelle Frauen zu nennen: Roswitha Hoffmann(Deutschlehrerin), die gemeinsam mit den AutorInnen Dominika Meindl, Walter Kohl und Andreas Weber vom Kulturverein NETZWERK MEMORIA die Idee von Beginn an entwickelt hat und als Organisatorin und Ermöglicherin einen großen Anteil am Gelingen hat. Reihaneh Youbashi Dizaji, Autorin, Schauspielerin und Theaterpädagogin aus Berlin, die die Schwerstarbeit der realen Bühnen-Umsetzung an einigen Marathon-Probentagen leistete. Nicht durchführbar gewesen wäre das Projekt ohne den Einsatz von Lydia Danereder (Englischlehrerin), die immer für alles Lösungen und Unterstützung bereit hatte. Maßgebliche Beiträge lieferten Elisabeth Trebsche (Gesang), Brigitte Hametner (Tanz), Irmgard Schlotthauer (Bildnerische Erziehung) , Reinhard Winkler (Fotograf) und Erwin Dorn , Gesamtleiter der Projektwochen am BRG Traun. Großer Dank gebührt außerdem unserer technischen Assistenz: Florian Kraxberger, Stefan Krumenacker und Christoph Bruckbauer.
Die Hauptarbeit geleistet haben allerdings andere, und zwar in beeindruckender Art und Weise: die Schülerinnen und Schüler der 6c des BRG Traun!
Walter Kohl