„Nein, es geht mir genauso!“
Tag der Sinne II in Linz
Den dritten und letzten Projekttag, der unter dem Motto „Tag der Sinne II“ stehen kann, verbrachte die 2A Klasse in Linz. Am Vormittag machten wir ein Blindenfrühstück, welches von Johann, einem Nicht-Sehenden, geleitet wurde. Die Aussage in der Überschrift dieses Berichtes soll unsere Hilflosigkeit im Dunkeln widerspiegeln. Knapp zwei Stunden verbrachten wir dabei, Nahrhaftes in unseren Mund/Körper zu bringen. Viele Versuche misslangen, Etliches landete auf dem Boden, auf unserer Kleidung oder in unserem Gesicht. Für Johann schien das Ganze kein Problem zu sein: Er half uns, sorgte dafür, den Lärmpegel möglichst niedrig zu halten, erzählte uns nebenbei auf spannende Art und Weise seine Lebensgeschichte und wusste dabei genau, wo wir uns befanden, beziehungsweise wann wir seine Unterstützung brauchten. Ich glaube, ich kann für alle sprechen, wenn ich behaupte, dass wir immens froh waren, als das Licht angemacht wurde und so manchem gingen (im wahrsten Sinn des Wortes und im übertragenen Sinn) schön langsam die Augen auf. Das Chaos im Frühstücksraum brauche ich vermutlich nicht beschreiben.
Nach der Mittagspause auf der Landstraße und einem spendierten Eis für alle in Reisi`s Lokal (Gabriellas Papa ist der Besitzer.) begaben wir uns zur letzten Station, in das „Gesundheitszentrum für Gehörlose“ der Barmherzigen Brüder. Frau Bonis-Biro, die Mutter einer Schülerin der 2A Klasse, ermöglichte uns nach einer allgemeinen Einleitung und einem Rundgang in den Räumlichkeiten des Zentrums die Kontaktaufnahme mit gehörlosen Menschen. Frau Bonis-Biro fungierte dabei unter anderem als Dolmetscherin, aber im Laufe des Nachmittags konnte sie sich immer mehr zurücknehmen, die Kinder lernten nämlichen neben dem Fingeralphabet auch Teile der Gebärdensprache und kommunizierten ohne Berührungsängste mit den nicht-hörenden Menschen.
Und wieder einmal bewies sich: Beeinträchtigte sind ganz gewöhnlich, wie du und ich.
Judith Dangl