Adventkalender: 21. Dezember

Adventkalender: 21. Dezember

WER KANN DA STILL SEIN?

Eine stille Zeit soll der Advent einmal gewesen sein, sagt man und viele bedauern, dass dem nicht mehr so ist. 

Wer verlangt da nach Stille?

Die Verkäuferin, die sich bereits den 4. Einkaufssamstag abhetzt und abends noch Kinder und Haushalt zu schaukeln hat?

Der Familienvater, der täglich Überstunden der Karriere und des Geldes Willen macht?

Der Schüler aus der letzten Reihe, der von einer negativen Note zur nächsten stolpert?

ABER:

Warten nicht auch viele darauf, dass die Stille - die unendliche Einsamkeit – endlich durchbrochen wird.

Die alte Frau im Altersheim, die keiner mehr besucht?

Das Kind, das immer nur die Schelte der Eltern hört und nie ein befreiendes Wort der Zuneigung?

Kann alles still bleiben, wenn tausende Menschen vor Hunger sterben?

Kann alles ruhig bleiben, wenn so viel keine Arbeit finden und keine Aufgabe haben?

Kann alles still bleiben, wenn Unzählige diskriminiert und unterdrückt werden?

Kann alles still bleiben, wenn Kirche anstatt Hilfe zu sein, für viel zu viele zum Problem geworden ist?

Zu still ist es geworden auf der Erde. 

Nur der Geschäftslärm und der Straßenverkehr sind deutlich zu hören.

Mit der schreienden Not vieler Menschen hat man sich still und schweigend abgefunden.

Wer kann da noch still sein?

Der erste Advent – als Jesus kam – war in der Tat kein ruhiger Advent. Die politische Spannung im Land glich einem Pulverfass und der Alltag war geprägt von Armut und Unterdrückung

Jesus wollte Menschen, die mutig und laut die Wahrheit sagen. Nachfolger, die sich auflehnen gegen die zum Himmel schreienden Ungerechtigkeiten.

Die Ankunft Jesu spielte sich damals nicht in jener Art von Idylle ab, die wir heute haben wollen, wenn wir an Weihnachten denken.

Michael Machreich

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